Rieder Landwirtschaftsmesse, gegen 15 Uhr; Tierschutz-AktivistInnen positionierten sich zwischen dem Gelände einer nachgebauten Rinderhaltung und jenem Zelt, wo die vielleicht zukünftige Form der Ferkelbucht vorgestellt wurde – die leider immer noch, obwohl natürlich doch etwas tierfreundlicher als die bisherige (‚Eiserne Jungfrau’), nichts anderes als einen Käfig darstellt (siehe Foto weiter unten). Dort entrollten sie, im Metzgerkostüm samt Todesmaske und blutigem Umhang sowie mit Tiermasken versehen, ein Transparent mit der prägenden Aufschrift ‚Tiere sind Lebewesen – keine Ware‘!
Was aber zum endgültigen Entschluss führte ein Transparent (ein passendes befindet sich immer im Kofferraum von aktiven TierschützerInnen :)) zum Einsatz zu bringen, war das ‚Highlight des Tages‘, die Prämierung von Zuchtbullen; unfassbare Kolosse, herangezogen als lebendes Fleischpaket, muskelbehangen zu einem Ausmaß welches selbst das einfache Gehen zur Qual für die Tiere werden lässt – eine Tatsache, die dann schon Stoff genug für eine Meinungsäußerung brächte, aber es sollte sogar weit schlimmer kommen – die Tiere wurden nämlich allesamt an Nasenringen in die Arena gezerrt, erfüllt von Angst und noch mehr Schmerz, hilflos ausgeliefert, an der empfindlichsten Stelle brutalst arretiert zum blinden Gehorsam gezwungen…
Foto: Das viel gefeierte Tierschutzgesetz besagt, dass eine Zufügung von Schmerz und Leid ohne ‚vernünftigen Grund‘ nicht zulässig ist; ist der Versuch einer Prämierung dann ein ‚vernünftiger Grund‘?…
Fotos: Auftrieb in die Arena; Reihe 2: Schweine in der kleinen Halle – wie weit ist man hier von mittelalterlichen Gepflogenheiten entfernt? Rechts: Kühe, völlig erschöpft in den Messehallen… Dann auch noch ein unerwarteter Aufmarsch eines gewissen Herrn Strache’s, wortwörtlich als Bauernfänger seiner viel zu oft fremdenfeindlichen Ideologien unterwegs (selbst wenn er auf seinen Wahlplakaten die ‚Nächstenliebe’ beschwört, bringt er die Formulierung ‚Lieben Deinen Nächsten’ nicht ohne den Zusatz ‚Für mich sind das die ÖsterreicherInnen’ über die Lippen, wo er mit latenter Ausländerfeindlichkeit für seine Zwecke agiernd verwurzelte Ängste seiner Wählerschaft bedient; gesehen an hunderten überdimensionalen Werbeflächen im ganzen Land), immer umringt von einer Menge entweder Jugendlicher oder viel zu oft Ewiggestriger…
Foto: Unfassbar – selbst gegen diese nicht auf den ersten Blick augenscheinliche Verbesserung in der Ferkelaufzucht liefen die Schweinebauern Sturm… Übrigens: die Tiere in der Messehalle sind völlig entspannt, fast koma-gleich, was wohl ohne der Verabreichung von entsprechenden Medikamenten nicht möglich wäre.
Fotos: unfassbare Umgangsweise mit fühlenden und leidenden Lebewesen, wie aus längst vergangen geglaubter Zeit…
Fotos: Gespräche mit den Herren von der Messe; hier, vor dem unnötigen Einschreiten von uniformierten Beamten wäre der Diskurs noch völlig harmlos zu Ende gegangen… Eigentlich wäre die Geschichte somit erledigt gewesen; der Hausherr war zufrieden, für uns war es sowieso ein voller Erfolg inmitten einer solchen Umgebung auf das Tierleid hingewiesen haben zu können; allesamt – mit Ausnahme der dort ‚ausgesetellten Tiere natürlich – hätten wir den wunderschönen Nachmittag in Folge halbwegs entspannt fortsetzen können. Allein, es sollte anders kommen! Was nämlich nun passierte spottet jeder Beschreibung und ist wieder einmal ein Schlag ins Gesicht des demokratischen Rechtsstaates. Plötzlich erschienen nun PolizistInnen, wohl ein halbes Dutzend oder sogar mehr. Eine bereits gelöste Situation, zufriedenstellend aufgelöst für alle Beteiligten, wurde nun im Bruchteil der Sekunde völligst unnötigerweise nahe an den Rand zu Eklat gebracht – warum? Weil insbesondere zwei handhabenden Beamte offenbar der Rechtslage nicht kundig waren, ihre Befugnisse überstrapazierten, darauf hingewiesen aggressives Verhalten an den Tag legten und von einem Tierschützer somit über gültiges österreichisches Gesetz belehrt werden mussten – im Beisein einer Menschenmasse übrigens, welches sich im Handumdrehen angesammelt hatte (und so unserem Anliegen dann noch viel mehr – natürlich von Seiten der Behörde ungewollte – Aufmerksamkeit brachte; ein Faktum, worüber die BeamtInnen zusätzlich nachdenken sollten). Einen Gefallen hatten sie mit diesem Auftritt niemanden gemacht, am wenigsten der Messeleitung!
Foto: Getümmel, Polizei, Messemenschen, BesucherInnen, miten drinnen Tierschutzaktivist… So verschwand der Tierschützer dann ohne sein Auto eines Blickes zu würdigen in den Gässchen der Stadt in die Anonymität; noch immer aber war die Geschichte hier nicht zu Ende, denn in seinem Nichtwissen hatte sich eine Mitstreiterin inzwischen auf die Suche nach ihm begeben, wurde noch am Messegelände von Zivilpolizisten aufgehalten; sie, als deutsche Staatsbürgerin, wusste natürlich nicht dass es in Österreich keine Ausweispflicht gibt – zumindest nicht solange man keine Straftat begangen hat, Anm. – und so gelangten die Uniformierten letztendlich doch noch zu einem Namen; nicht nur das, sie trug auch das Transparent bei sich, welches nun abfotografiert wurde. Später begab sie sich zum Treffpunkt Auto, vergewisserte sich dabei den ganzen Weg über nicht verfolgt zu werden. Dort angekommen stand aber plötzlich eine Zivilpolizistin mit gezückter Marke hinter ihr. Die Aktivistin, mutig wie sie nun mal ist, gab natürlich keine Auskunft über Namen oder Adresse des Fahrzeughalters, aber der Arm von Kottan’s Kapelle ist ein langer – ein Polizeifotograf machte dutzende Aufnahmen und so gelang der Justiz auf zutiefst unsympathische Art und Weise dann doch noch kleiner Teilerfolg. Was allerdings nichts daran änderte, dass sie sich am Fest selbst ebenso zutiefst blamiert hatte!
Foto: wer sind hier jenige, die Gewalt säen? All diese offensichtliche Schikane, wofür? Wegen so einer lächerlichen Sache? Verstehen Sie es? Jedenfalls, sollte in der Angelegenheit noch nicht der letzte Satz gesprochen sein, sollten wir eine Anzeige wegen was auch immer bekommen, wir werden es nicht auf uns sitzen lassen, sondern in jenem Falle alle gesetzlichen Möglichkeiten bemühen – dies ist ein Versprechen, auch an MitleserInnen in blauen Uniformen! Eine persönliche Feststellung sollte an dieser Stelle noch Raum finden dürfen: Ich würde gerne ein gutes Verhältnis mit der Polizei haben; wenn dieses aber darauf beruht, dass Beamte gesetzesunkundig agieren und dann auch noch anstelle von Zurückhaltung auf die imaginäre Macht der Uniform setzen, so wäre bei einem Nachgeben ein solches Verhältnis bestenfalls als Tyrannei zu bezeichnen. Darauf kann nicht nur ich, sondern können wohl wir alle, getrost verzichten. Dabei gibt es so großartige VertreterInnen jener Berufsgruppe (etwa: das Kommando in unserer Heimat Bergheim, wo zum Beispiel von sich aus immer wieder Tiertransportkontrollen durchgeführt werden) – besonders jene zwei Einsatzkräfte an diesem Tag auf der Rieder Messe zählten dazu leider nicht. Foto: so sehen glückliche Gewinner aus, die Zweite…
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