Katzen im Müll, oft tagelang alleine – das darf doch nicht wahr sein!

In den letzten Wochen hatten wir so manch skurrile Einsätze zu den verschiedensten Themen. Wir wurden mehrmals zu seltsamen Ziegenhaltungen gerufen, einmal ging es um Kaninchen, ein anders Mal um Hunde an der Kette und ganz oft mussten wir schlimme Verhältnisse in der Kuhhaltung bezeugen – über all das werden wir zu einem späteren Zeitpunkt noch eingehend berichten.

Katzen sitzen vor dem geschlossenen Fenster

Kaum zurück aus der Ukraine aber sollte es zu einem besonders denkwürdigen Ereignis kommen; da alarmierte uns eine herzensgute Tierschützerin aus dem Kremser Umland. Und die Beanstandung sollte eine sein, welche sich kaum noch so zugetragen hat in der langen Geschichte der respekTIER IN NOT-Einsätze. Was war also passiert? In einem Mehrparteienhaus wohnt ein junger Mann, der zwei Katzen in seinem kleinen Appartment hält. Was ja jetzt noch nichts Besonderes wäre. Besonders ist aber dann doch der Zustand der Wohnung. Sie liegt im Erdgeschoss, über ein paar Stiegen hinauf sieht man direkt in sie rein. Es gibt keinen Vorhang, warum auch immer, somit offenbart sich die Situation ungetrübt – was ja auch gut ist, denn wäre es anders, die Wohnung abgedunkelt oder im oberen Stockwerk, niemand würde wohl auf derartige Verhältnisse tippen. Und die Katzen wären ihrem Elend noch hilfloser ausgeliefert als sie es ohnehin schon sind.

Katzen in der zugemüllten Wohnung

Foto: Bis zur ersten Intervention sah es besonders schlimm aus – die Katzen hinten im linken Eck des Bildes!

Denn der Bereich ist ein zugemüllter; extrem zugemüllt. Messi, ohne den Fußballgott zu bemühen, ist der erste Gedanke. Messi-Syndrom, das pathologische Horten in ureigener Form. Leere Flaschen, Dosen, stapelweise Zeitungen. Plastikreste überall. Irgendwo in der Ecke ein Kissen für die Katzen, sonst keinerlei Komfort. Kein Kratzbaum, keine Höhle, keine Beschäftigungsmöglichkeit. Dazu: Die Sonne scheint vom frühen Morgen in den Raum, bis ca. 14 Uhr. Mit aller Kraft, in Tagen wie diesen. Wie heiß es also drinnen sein muss, es lässt sich leicht erahnen. Der Tierhalter? Mehrere Parteien, darunter die den Tieren offensichtlich so zuwandte Hausmeisterin Frau Höchtl, bezeugen, dass der gute Mann oft tagelang nicht anwesend ist. Kommt mal kurz, füttert wahrscheinlich die Katzen – sonst wären sie sowieso längst tot – geht wieder. Bis übermorgen. Und noch einen Tag. Und noch einen, wie es eben gerade passt. Manchmal kippt er die Fenster dann, fährt wieder weg. Todesfalle für die Stubentiger. Dass noch nichts passiert ist, grenzt an ein Wunder. Fakt ist, die Aufsichtspflicht wird grob verletzt. Die Katzen haben oft tagelang keine Ansprache, keinen Anreiz, kein frisches Wasser, keine frische Nahrung. Keine Pflege.

Katzen in zugemuellter Wohnung 12

Foto: Katzengerechte Umgebung? Die Katze sitzt auf der Anrichte im Bild rechts.

Frau Höchtl kann nicht länger zuschauen. Muss Initiative ergreifen. Ruft die Behörde. Der sind angeblich die Hände gebunden. Ruft die Polizei. Die meint, vor der Sonne können sich die Katzen schützen, indem sie sich unter der Bank verstecken. Echt wahr, das ist die Antwort. Vor den ganz sicher extremen Temperaturen tagsüber im Inneren aber leider nicht.

Eine Verbesserung passiert allerdings, seit die Exekutive eingeschaltet ist. Ein Freund des Tierhalters kommt nun öfters. Räumt dabei immer wieder Müll weg. Steckt ihn in Säcke, die sich langsam am Balkon stapeln. Mehr geschieht nicht. Und wenn die Aufregung vorbei, in zwei, drei Wochen, dann ist die Wohnung – es sagt die Erfahrung – genauso schnell wieder zugemüllt bis obenhin.

Katzen in der zugemüllten Wohnung

Foto: Jetzt hat ein Freund wenigstens ein bisschen aufgeräumt und einen Teil des Mülls in Säcke gesteckt – welche jetzt am Balkon auf bessere Zeiten warten…

Frau Höchtl ruft RespekTiere. Wir überzeugen uns vor Ort, treffen die Situation genau wie beschrieben an. Die herzallerliebsten Katzen freuen sich über jede Abwechslung. Sitzen am Fenster, beobachten. Wollen nur eines: Raus. Miauen. Versuchen an den Scheiben zu kratzen. Fotografieren ist leider ganz schwierig, weil der Sonnenstand es nicht zulässt. Auch nicht am zweiten Tag, zu einer anderen Uhrzeit. Die Scheiben spiegeln die Umgebung, aber geben den Blick ins Innere kaum frei. Zumindest nicht für die Kameralinse.

Katzen in der zugemüllten Wohnung

Fotos: Dennoch, bedankt man jetzt auch, dass die Katzen oft tagelang alleine zu Hause sind, so sind die Umstände nach wie vor nicht verantwortbar.

Was sich aber ganz sicher sagen lässt – katzengerechte Umgebung? Wohl eher nicht. Dem Tierschutzgesetz entsprechend? Wenn das tatsächlich gar nichts hergibt, dann vielleicht. Dem ethischen Standard, der in einem Land mit „Tierschutz in der Verfassung“ den gleichen Stellenwert haben muss wie der rechtliche, wird die Unterbringung nicht einmal in kleinsten Ansätzen gerecht.

Wir haben nun bei der Behörde nachfragt. Warten noch auf Antwort. Vielleicht sind ja weitere Schritte geplant. Wenn nicht, müssen wir welche setzen. Keine Frage.

Katzen in zugemuellter Wohnung 10
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