Diese neuen Fälle rufen Erinnerungen wach – die meisten von Euch wissen bestimmt noch von den unfassbaren Fotos vom letzten Herbst, wo wir auf einen Landwirt gestoßen waren, der seine Kühe in den eigenen Fäkalien angekettet vegetieren ließ – dazu gibt es eine kleine Geschichte, welche wir Euch an dieser Stelle nicht vorenthalten möchten: als ich unlängst in einem Wartezimmer Platz genommen hatte, wurde ich das Gefühl nicht los, dass die Sprechstundenhilfe, ebenfalls Bäuerin, nicht so freundlich und ungezwungen wie sonst mit mir kommunizierte. Weil ich von ihrem Nebenerwerb wusste, hatte ich freilich einen Verdacht und lenkte das holprige Gespräch in die Richtung. Und tatsächlich, traf ich den Nerv. Die nette Frau wusste natürlich über den Skandal Bescheid (ich war seither nicht mehr in der Praxis gewesen). Wer nicht im Salzburger Land, dachte ich, aber schon im nächsten Augenblick des Rätsels Lösung: sie fände es einfach nur furchtbar, dass ‚Tierschützer‘ mit solchen Dingen direkt in die Medien gehen. Die armen Bauern! Wie können sie nur. Bauern sind immer gut zu ihren Tieren. Wenn so etwas wie dort passiert, dann heißt das nur, der arme Mann war völlig überfordert, er konnte nicht mehr. Und da muss man Hilfe anbieten, zu ihm in den Stall gehen, dort saubermachen helfen. Nicht ihn anklagen. In aller Öffentlichkeit. So zu seiner Misere beitragen. So weit so gut. Zum einen fragte ich mich aber, soll und kann es die Aufgabe ‚der TierschützerInnen‘ sein, in derartigen Fällen den Stall zu misten? Und stillzuschweigen? Die Antwort ist eine ganz, ganz klare. Und sie lautet: nein, ganz sicher nicht! Das wäre nicht nur völlig verkehrt, es würde auch noch purer Verrat gegenüber den Tieren bedeuten! Unseres ist es nämlich, genau solche Missstände aufzudecken, sie danach einen möglichst weitem Umfeld zur Kenntnis zu bringen. Deren Leid anschaulich zu machen! Damit die Menschen wissen, was hinter verschlossenen Türen passiert. Denn bei allem Verständnis, wenn Hilfe gebraucht wird, dann wird es Hilfe geben. Aber die muss aus den eigenen Reihen kommen, das von TierschützerInnen zu erwarten, ist nicht nur lächerlich, es ist schier unfassbar. Und zum anderen: ich kann solche Worte einfach nicht mehr hören; denn wer von all jenen, die so etwas von sich geben, hat im Danach, nach der Aufdeckung, wohl Hilfe angeboten? Wer ist hingefahren und hat gesagt: ok, Du armer Mann, hier bin ich, sag, was gibt es zu tun? Also, jene Arzthelferin nicht, so viel steht fest. Mein persönliches Fazit ist deshalb: mit leeren Worten und falschen Anschuldigungen, da kann man das eigene Gewissen zwar entlasten, aber geholfen ist damit weder Mensch noch Tier. Wer seinen oder ihren BerufskollegInnen beistehen möchte, soll das nur zu gerne tun; es wäre im Interesse aller. Aber im Vorhinein wegsehen und im Nachhinein jammern, dann auch noch jene beschimpfen, welche eine immens wichtige soziale Aufgabe erledigen, dass ist nicht nur unwürdig, es ist schlichtweg falsch. Und feige. |