Die meisten von Ihnen erinnern sich bestimmt noch an Frau Havranova; jene Tierschützerin aus Bratislava, welche seit vielen, vielen Jahren einen einsamen Kampf gegen die Behörden ficht, fast täglich gegen SchreibtischtäterInnen und GrundstückspekulantInnen eine wahre Schlacht zu schlagen hat, um ihr kleines aber umso feineres Tierasyl auf städtischem Grund und Boden irgendwie erhalten zu können.
Noch vor wenigen Jahren, da stand das Asyl allein auf weiter Flur, einem Ort des Friedens und der Idylle gleich; doch inzwischen hat sich die Zivilisation immer näher herangewagt, ein atemraubendes Monster im Schafpelz, und letztendlich ist es zu einer Insel geworden in einem uferlosen Gewerbegebiet; eine Insel, eingebettet in eine sich ausbreitende Landschaft aus Stahl und Beton, deren Küsten unaufhörlich umspült werden von der wütenden See des gnadenlosen und alles verschlingenden Kapitalismus. Die Wogen nagen an den Borden, auf Sand gebautes Schutzgebiet, unsagbar wertvoll, unsagbar verletzlich…
Und jedes Jahr auf ein Neues ist die Stadt bestrebt sich das Grundstück, rund 700 oder 800 qm, einzuverleiben und einer Gewinnspannenberechnung zuzuführen – was heißt, die Abrissbirne wartet schon, hängt wie ein Damoklesschwert über dem gar märchenhaften Garten und dem kleinen Häuschen.
Es war ein kalter Tag gewesen; zusammen mit dem so wunderbaren Sternehof (www.sternenhof.eu) hatten wir uns auf den Weg in die slowakische Metropole gemacht, Wind und Wetter trotzend. Das Auto voll beladen mit hunderten Kilos an Tiernahrung und Tierheimbedarf, gruben sich die Räder des VW-Busses tief in den Asphalt in Richtung Osten, dem Ziel entgegen. Dieses Projekt einmal mehr zu unterstützen, es ist uns wahrhaft eine Ehre – und unmöglich wäre uns das Unterfangen gewesen, hätten SIE nicht dazu beigetragen, uns mit all diesen lebensrettenden Waren versorgt. Einmal mehr geht unser besonderer Dank an dieser Stelle an die Tierhoffnung International aus Rankweil (www.tierhoffnung-international.at), welche wieder für uns gesammelt hatte, an die Spedition Schenker (www.schenker.at), welche die Waren dann kostenlos bis in deren Lager nach Bergheim brachte – und an so viele private UnterstützerInnen von respekTiere in Not, wie z. B. die Frau Jessicca Eckbauer aus Anthering bei Salzburg oder die Frau Christine Schwarzenberger, allesamt Menschen mit einer unglaublichen, hoffnungsfrohen Tierliebe gesegnet! Ohne Ihrer aller Hilfe, es ist kein Frage, die sich stellt – unsere Hände wären gebunden, unfähig diesen grossen Kampf zu wagen gegen die zunehmende Herzlosigkeit der Gesellschaft.
Hatte uns zu Beginn des Tages noch fast orkanartiger Wind zugesetzt, verdunkeln sich nun fast blitzartig die Wolken über uns und alsbald begleitet strömender Regen die lange Fahrt. Gevatter Frost, für dieses Jahr von vielen bereits totgesagt, ist wieder erwacht, blässt eisigen Atem vor sich her, längst nicht besiegt. Noch vor Einbruch der Dunkelheit wird er die dicken Regentropfen zu einer weissen Pracht verändern, ganz so wie er es seit Anbeginn der Zeit gemacht hat.
Hunderte Windräder am Wegesrand arbeiten auf Hochtouren, nimmermüde, wie stumme Wesen, Sklaven, aus einer anderen Welt blinken ihre roten Augen fast furchterregend und trotzdem in sich gebrochen gen Himmel. Die Landschaft der Tiefebene, einst ein Ort der Ruhe, der Gelassenheit, zieht an uns vorüber, sie wirkt nun gehetzt – vor gar nicht allzu langer Zeit noch menschenleer, war sie im Laufe weniger Jahre zum Industriepark geworden, verkleidet im grünen Anzug der Öko-Gesinnung.
Hunderte Windräder am Wegesrand arbeiten auf Hochtouren, nimmermüde, wie stumme Wesen, Sklaven, aus einer anderen Welt blinken ihre roten Augen fast furchterregend und trotzdem in sich gebrochen gen Himmel. Die Landschaft der Tiefebene, einst ein Ort der Ruhe, der Gelassenheit, zieht an uns vorüber, sie wirkt nun gehetzt – vor gar nicht allzu langer Zeit noch menschenleer, war sie im Laufe weniger Jahre zum Industriepark geworden, verkleidet im grünen Anzug der Öko-Gesinnung.
Bratislava schickt uns seine Vorboten entgegen, Betonburgen, Heimat für abertausende Menschen. Die Autobahnen führen direkt ins Herz der Stadt, und dann ist es nicht mehr weit zu Frau Havranova’s Platz, am anderen Ende der Metropole.
![respekTIERE IN NOT in Bratislava! 3 THBratislava 002Tom](/userupload/editorupload/files/images/THBratislava 002Tom.jpg)
Das Asyl ist umgeben von Geschäftstreibenden, trotzdem strahlt es noch immer Ruhe aus, allerdings eine gespannte. Nun, da die märchenhaften uralten Bäume im kleinen Garten all ihre Blätter abgeworfen haben, wirkt der Ort nahezu traurig. Selbst die vielen liebevoll versteckten Steinfiguren können diesen schmerzhaften Eindruck kaum lindern, im Gegenteil, durch ihre Stummheit verstärken sie ihn sogar.
Irgendwie klebt ein Gefühl über all dem, ein Gefühl der Schwere, der Belastung, selbst über den Steinen; so als ob jede Faser, jede Pflanze, ja gar das uralte, längst vermoderte abgestellte Auto, die Gitter der Katzen-Außengehege und dann auch die Mauern des kleinen Häuschens die Angst vor der Zerstörung des Paradieses längst in sich aufgesogen hätten.
Petra, unsere langjährige Freundin, eine jener veganen TierschützerInnen der neuen
Generation – die Hoffnung auf eine tierleidfreie Zukunft – ist wie immer mit zwei Freundinnen gekommen; zusammen entladen wir den Wagen, schlichten Katzen- und Hundefutterdosen und Packungen sowie medizinisches Equippment in den kleinen Vorraum des langsam zerfallenden Hauses. Frau Havranova’s Freundin, natürlich selbst auch eine ganz große Tierschützerin mit noch mehr Herz, ist auch hier, bietet uns Kaffee und Kuchen an. Frau Havranova selbst ist beim Arzt, ihre Gesundheit ist eine angeschlagene, wie eine Blume, die ausgesetzt der sengenden Wüstensonnen langsam aber stetig an Kraft verliert.
Überall im kleinen Haus tummeln sich Katzen (im Bild sehen Sie eine 21-jährige Schönheit!), auch von Frau Havranovas Schlafraum, ausgestattet mit einem uralten, fleckigen Schlaf-Sofa, haben sie längst Besitz ergriffen. Katzenbabys, ausgesetzt, entsorgt wie Müll, haben hier einen sicheren Ort gefunden, aber auch uralte Tiere, ausgemergelt, vom Leben gezeichnet, kuscheln sich um den winzigen Holzofen, dem man es niemals zutraut bei wirklicher Kälte selbst nur diese wenigen Räume zu heizen.
Schon im Gehen erscheint plötzlich auch noch Frau Havranova. Sie fällt uns um den Hals, Freudentränen kullern über ihr ausdrucksstarkes Gesicht; ein Gesicht, welches alle Härte des Alltags widerspiegelt, aber auch jene Güte, welche nur Frauen zu geben imstande sind…
Wir bedanken uns vom ganzen Herzen bei Ihnen, für die Möglichkeit in Ihrem Namen helfen zu dürfen (im Bild: Erwin Denkmayr im Streicheleinsatz); TierschützerInnen wie Frau Havranova, Bollwerke in Ländern, wo der Tierschutzgedanken noch nicht so ausgereift ist wie bei uns, sind nur allzu oft völlig auf unsere Unterstützung angewiesen; können wir nicht helfen, sind ihnen die Hände gebunden und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Sie leisten einen unschätzbaren Beitrag, nicht nur für ihre Schützlinge selbst, welche ansonst zu hunderten in den Straßen der Großstädte verhungern, erfrieren oder anderswertig zu Tode kommen würden, sondern auch zu einer vielleicht noch größeren Agenda: zur Festsetzung des Mitgefühls für unsere Mitgeschöpfe in den Köpfen der Bevölkerung. Hierzu darf uns keine Mühe zu viel, keine Anstrengung zu übermächtig sein; sind wir in jenem Bestreben erfolgreich, dann zeichnet sich ein Lichtstreifen am Horizont ab; und nicht allein in Bezug auf die Tierliebe, sondern auch für die Menschlichkeit…