Das sanfte rötlichgelbe Glühen am hintersten Horizont verrät den sich langsam vollziehenden Sieg des Sonnenplaneten über die finsteren Stunden der Nacht. Mit letzter Kraft versuchen sich noch vereinzelte Nebelschwaden zu halten, ihre einzige Chance, sich irgendwie inzwischen Mauerwerk und Asphalt der Verkehrswege zu drängen und so den vorauseilenden wärmenden Strahlen des beginnenden Morgens auszuweichen, erweckt einen gar düsteren Eindruck. Aus den Deckeln der Kanäle entweicht brodelnder Dampf, ganz so, als ob darunter Öfen Wärme verbreiten wollen, für die Wesen der Zwischenwelt, die dort ihr zu Hause haben. Nun, zu Tagesbeginn, erkennt man langsam aber sicher das wahre Ausmaß der Katastrophe. Hatten schon während der fast 20-stündigen Fahrt, von der Finsternis behütet, aus Feldern und Wiesen, an jeder Raststelle, blitzende Augen die Anwesenheit vieler, vieler Straßenhunde verraten, wird es nun zur Gewissheit: überall erblickt man sie, wie Schatten der Nacht, schütteln sie die Kälte aus den gefrorenen Gliedern. Wir sind wieder on Tour; respekTIERE IN NOT und der Sternehof (www.sternenhof.eu), ein eingespieltes Team, wie es seinesgleichen sucht, im Zuge jahrelanger gemeinsamer Hilfstransporte inzwischen längst zusammengeschweißt zu einer tatkräftigen Einheit; wir haben, nach langer und mühsamer Fahrt, einen ganzen Tag lang hat sie gedauert und dazu die gesamte Nacht hindurch, mit nur einem Zwischenstopp, nämlich beim uns so lieb gewonnen Kloster des Pater Berno’s in Temesuara, um dort Ihre Spenden für notleidende Menschen zu hinterlassen, nun endlich unseren vorläufigen Zielort, die Arbeiterstadt Craiova, erreicht. Nur eineinhalb Stunden Schlaf in den müden Knochen (die noch dazu langsam aber sicher dem Alter Tribut zu zollen beginnen…), diesen mitten im Nirgendwo in der Kühltruhe Kraftfahrzeug verbracht, mit den mitgebrachten Pferdedecken, ganz wunderbar nach diesen herrlichen Tieren duftend, notdürftig gegen die oft so bittere Kälte in den rumänischen Bergen geschützt; nun nähern wir uns langsam aber sich dem Treffpunkt mit unseren TierschutzfreundInnen des Partnervereins Speranta Pentru Animale, der Hoffnung für Straßentiere. sie möchten bloss leben – ein Auge verloren und nach menschlicher liebe suchend… der Schwanz mit tiefer Wunde, halb verfault… Nun doch schon seit mehr als 2 Jahren in die Straßentierproblematiken des Karpatenlandes involviert, müssen wir am Weg mit fast ungläubigen Staunen feststellen – niemals zuvor gab es so viele heimatlose Hunde, alle Winkel scheinen sie zu bevölkern, von überall her starren uns gepeinigte Gesichter entgegen. Und die Situation spitzt sich dramatisch zu – überall her kommen nun Stimmen, welche das Hundeproblem endgültig gelöst sehen möchten, fruchtbarer Boden für korrupte PolitikerInnen, welche den Menschen Erleichterung versprechen, dafür buchstäblich über Leichen gehen – eine vollständige Termination steht unmittelbar bevor, wenn es uns nicht gelingt Dinge zu benennen, Menschen aufzurütteln… ![]() ![]() letzte Vorbereitungen, verladen der mitgebrachten Güter die ganze Würde eines Daseins ins Gesicht geschrieben… One-Eye hat im Überlebenskampf ihr linkes Auge verloren Straßenhunde finden sich überall Tatsächlich, die Berichte häufen sich, nach welchen Menschen gebissen worden sind, von wütenden Hunden attackiert; manche deren trauen sich des Nachts nicht mehr aus den Häusern, ganze Banden von Straßenhunde verbreiten Angst und Schrecken – so wird es uns gesagt. Mittlerweile soll es gut 10 000 dieser Heimatlosen in Craiova geben, in einer Stadt mit nicht einmal 300 000 EinwohnerInnen, die Behörden maßlos überfordert mit der Herausforderung. Und natürlich kommt es auf Grund dieser hohen Anzahl zu vermehrten Zusammenstößen, natürlich – so viel Wahrheit muss man vertragen, muss es festgehalten werden dürfen – passieren Beißattacken ( vor zwei Jahren wurde, was dann aber wieder verschwiegen wird, ein völlig vernachlässigtes Kind, 2-jährig spätnachts allein auf der Straße, von Hunden totgebissen. Dass hierfür die Eltern die Verantwortung tragen, tut nichts zur Sache – Geschehnisse wie diese, die sind das Öl auf den Feuer machthungriger Politikerinnen, welche sich am Rücken der Tiere, ungeachtet deren Leides, Wählerstimmen sichern möchten)! Fragen wir aber auch nach dem Warum? Warum hungern diese Tiere, warum haben Sie ihr Zu Hause verloren, warum setzen Menschen sie willkürlich auf die Straße, nachdem sie Kinder in eine dunkle Welt gesetzt haben? Und warum setzen sie Kinder in die Welt, warum sterilisiert man nicht, warum hält Vater Staat kein Notprogramm für solch ein Szenarium parat? Zudem kommt erschwerend hinzu: die Wirtschaftskrise, sie hat in den ehemals kommunistischen Staaten voll eingeschlagen, hat die Träume vom ‚Goldenen Osten‘ endgültig und unwiederbringlich zerstört; nichts ist übrig von den Versprechungen, die Sterne am blauen EU-Banner sind erloschen, gleich dem Funkeln in den Augen der Menschen hier nach der ersten Hysterie, dem Versprechen von einer besseren Zukunft im gemeinsamen Europa entgegenzusehen. Nichts ist geblieben von einstiger Hoffnung, die Mägen der Menschen bleiben zunehmen leer, und mit ihnen selbst die Mülltonnen; die Seifenblase von einer satten, zufriedenen, gleichberechtigten Gesellschaft, sie ist geplatzt, hat die StaatenbewohnerInnen auf harte und brutale Weise zurück in die Wirklichkeit geführt; eine Wegwerfgesellschaft, die nichts Essbares mehr wegzuwerfen hat, nun selbst die Reste für sich verwertet, dringend braucht – nichts ist übrig für die tausenden hungrigen Mäuler, für die Tiere als allerschwächstes Glied der Gesellschaft, nicht einmal mehr Mitleid. ![]() ![]()
Nun sind sie uns lästig geworden, so lästig, dass wir wegsehen, wenn sie zu hunderttausenden, ja Millionen, eingefangen, vergast, erschlagen, mit Gift totgespritzt werden; wir sehen einfach weg, wir, die wir sie erst in diese Lage gebracht haben. Wir haben das Band zerschnitten, jenes mit dem besten Freund des Menschen, haben ihm zuerst seine Wildheit genommen, ihn an uns gewohnt, seine Selbstständigkeit minimiert, vorgetäuscht, sein Beschützer zu sein, um ihn dann fallen zu lassen wie die berühmte heiße Kartoffel; ja, wir haben ihn einst gebraucht, unsere Herden zu schützten, unser Eigentum, in längst vergangenen Tagen, hätten die Schritte unserer Entwicklung ohne ihn nicht in demselben irren Tempo vollziehen können – und was ist nun unser Dank? Wir haben ihn ausgestoßen, in die schmutzigsten Ecken unserer Wohnschluchten gedrängt, ihn mit Abfall gefüttert, und selbst von dort noch vertrieben, geschlagen, Liebe entzogen… Wir sehen – und das ist vielleicht das größte Verbrechen dessen wir uns als Gemeinschaft schuldig machen – wir sehen nun weg, wenn korrupte PolitkerInnen seinen Tod bestimmen, ein grausames Morden, dessen wir nicht Einhalt gebieten! Wir, als Europäische Gemeinschaft, wir bestimmen, wie krumm eine Banane, eine Gurke, sein muss, an Absurdität kaum zu überbieten, tonnenweise Aktenordner, wo jeder Millimeter des täglichen Austauschen peinlich genau festgehalten ist, gesetzlich geregelt, aber im selben Atemzug überlassen wir hoffnungslos überforderten Staatengebilden die alleinige Herrschaft über Leben und Tod. Es ist eine Schande, eine unauslöschliche; jeder Hund, der heute irgendwo in den Straßen der Welt auf Grund all deren angesprochener Punkte sterben muss, ist ein ermordeter Hund; so viel müssen wir uns eingestehen, so viel müssen wir einst einem Schöpfer gegenüber verantworten. Ein Hund läuft mitten über den Verkehrsweg, durchbricht die unumstößliche Regel, die Straßen nicht in der Hauptverkehrszeit zu überqueren; ein dicker Geländewagen prescht heran, nicht nur, dass der Fahrer nicht auszuweichen versucht, nein, er lenkt sein Fahrzeug auch noch in die Fluchtrichtung des armen Tieres, überfährt es im vollen Bewusstsein der Tat; der Hund überlebt irgendwie, wird zwar vom Auto überrollt, kommt aber noch einmal auf die Beine, bestimmt halb wahnsinnig vor Schmerz und Angst, schafft es sogar die Fahrbahn zu überqueren, will nur mehr weg; eine Mauer am Straßenrand verhindern seine Flucht, er springt dagegen, hoffnungslos, läuft einige Meter, hinkend, blutend, und dann verschwindet er durch eine Lücke, verschwindet in die Vergessenheit, in die Anonymität; eine Sekunde später ist es so als ob nichts passiert – keine Zeugen, keine Ankläger, der Geländewagenfahrer setzt zufrieden seinen Weg fort, erntet bestimmt mehr Blicke der Zustimmung denn der Abneigung, auch noch belohnt für diesen abgrundtief feigen Mordanschlag. Das Opfer bleibt unauffindbar; irgendwo liegt der Arme, leckt seine Wunde, von unvorstellbare Schmerzen begleitet, wird er vielleicht überleben, verkrüppelt, oder doch einen langsamen und grausamen Tod sterben, einen Abschied aus einer Welt, welche ihn nur mit den Grausamkeiten eines Daseins belohnt hatte… ![]() der Sternenhof hat hier Großartiges geleistet und einen Umbau des Asyls vorangetrieben; Erwin Denkmayr und Oana Popescu Überall am Weg durch die Stadt betreuen die TierschützerInnen Populationen von Straßenhunden, es erfüllt uns mit wahrhafter Ehrfurcht auf welche ganz unglaubliche Art und Weise diese wunderbaren Menschen hier ihr Leben einem einzigen Zweck, nämlich dem des Tierschutzes, gewidmet haben. Aurelia, unsere alten Freundin, hat ein neues Asyl gebaut, mit einfachsten Mitteln; sie hat dort, in einer alten Fabrik, um die 60 Hunde untergebracht, welche sie liebevoll umsorgt; in der Umgebung füttert auch sie alle ihr bekannten Hunde, mehrere Dutzend, natürlich immer auf eigene Kosten! Können Sie sich vorstellen, wie wichtig unsere ständigen Hilfslieferungen für diese Menschen und noch mehr für die von ihnen betreuten Tiere sind? Ohne Aurelias und unserer Hilfe, all diese Wesen, sie würden unbeachtet von der Welt die sie umgibt wohl einfach verblassen, verhungern, ihre verwesenden Körper aufgesogen von einer blutgetränkten Erde, welche so viele Grausamkeiten bezeugen kann, bezeugen muss. Und wenn die Erinnerung lebt, so wie es viele Sprichwörter versprechen, dann wird die Erde den Parasit Mensch eines Tages abschütteln und dann ein Befreiungsfest feiern mit all den Unterjochten… Aurelia zählt zu den Lichtgestalten des Tierschutzes, genau wie Frau Langenkamp oder Frau Bruckner in Serbien; viele behinderte Hunde finden bei ihr ein zu Hause trotz des schlecht verheilten Bruches sprüht dieser Hund vor Lebensfreude Aurelia und ihr Freund Michal versorgen Dutzende Straßenhunde, jeden Tag Dank Ihrer Hilfe können wir wieder mehrere Tonnen an Hundefutter mitbringen, ein Überleben ist somit für mehrere Monate gesichert. Tom ![]() So lange hatten wir überlegt Tom mit nach Mitteleuropa zu nehmen, jedoch siegte die Überzeugung, er war genau dort wo er sich befand am besten aufgehoben; ein Straßenhund durch und durch, sein freies Leben über alles liebend, aber immer in der Sicherheit von Aurelias Obhut, welche längst eine Hütte für ihn und sein kleines Rudel gebaut hatte, ihn jeden Tag mit Streicheleinheiten verwöhnte und für einen immer vollen Magen sorgte. Nach unserem letzten Besuch kam die todtraurige Nachricht: Tom war von Herzwürmer infiziert, ein kleines Insekt hatte den Tod in sich getragen; Tom’s Körper füllte sich nun mit Wasser, aufgebläht, während gleichzeitig alle Kraft von ihm entwich; und er wurde, bis auf den riesigen Bauch, von Tag zu Tag dünner, alles Fett, sämtliche Reserven, aufgebraucht. Aurelia und der kranke Tom wir am Weg zum Tierarzt Wir setzen alle Hebel in Bewegung, Dr. Facharani, der großartige Tierarzt aus Bayrisch-Gmain sandte unglaublich teure Medikamente nach Rumänien und Aurelia nahm den Armen nun, trotz er dort verweilenden 15 anderen Hunden, endgültig zu sich ins Haus. Fast täglich e Arztbesuche folgten, von Bukarest bis nach Craiova wurde jede Möglichkeit der perfekten medizinischen Betreuung ausgelotet. Dann fand die Tierschützerin einen Arzt in ihrer Nähe, und sehr bald vertraute sie diesem Tom’s Gesundheit an. ![]() Wir fahren mit ihm zum Arzt; Tom beobachtet die Operation anderer PatientInnen, ist etwas nervös, aber nicht wirklich beunruhigt; dann ist er an der Reihe – ich hebe ihn auf den Behandlungstisch, der Arzt rasiert die Stelle um sein Herz. Mit Ultraschall wird das Organ untersucht, Tom ist ganz brav, lässt die Prozedur ruhig und gelassen geschehen. Und dann die gute Nachricht: es gibt keine Würmer mehr, zumindest keine lebenden, nur die Wasseransammlung um das Herz macht dem Arzt Sorgen. Neue Medikamente werden verschreiben, wasserabführende, und dann dürfen wir wieder nach Hause – Aurelia atmet erleichtert durch, und jetzt glaube ich ganz fest daran: Tom wird das Unmögliche schaffen, er wird wieder gesund werden! Tom, in all seiner Schönheit mit Aurelia und Tierarzt beim Herzultraschall Brutus ![]() im Bild: Brutus bei seiner Operation Schon am Tag darauf konnte man Brutus wieder herumhumpeln sehen, ungerührt der schweren Operation. Ich hätte damals dennoch viel verwettet, die Wunden würden zwar heilen, richtig gehen würde der Arme aber sicher nie mehr wieder können. ![]() Aurelia schaut regelmäßig nach ihm und Brutus liebt sie vom ganzen Herzen – wie man im Bild unschwer erkennen kann! 🙂 Und das ist wohl die Kehrseite der Medaille – ja, es stimmt, es gibt viele Menschen, welche Hunde hassen, welche zum Vernichtungsfeldzug rüsten, angeheizt durch völlig übertriebene Berichte über der Gefährlichkeit der Straßentiere, ob nun als Angreifer oder Überträger von Krankheiten; aber andererseits gibt es mindestens ebenso viele, welche oft zu wenig Geld haben um sich selbst entsprechend zu kleiden, zu ernähren, aber den letzten Cent für die Straßentiere geben; deren Lebensinhalt es ist, jeden Tag mehrere Stunden auf den Straßen zu verbringen, dort, wo ihre Lieblinge ihr Revier haben, Essensreste bringen und Streicheleinheiten verteilen; oder wie hier, wo eine gesamte Belegschaft ihre Jausenbrote mit den Hunden teilt! ![]() Wussten Sie, dass Craiova die allererste Gemeinde Rumäniens war, welche das Töten 2008 einstellte? Diese Tatsache gibt Hoffnung! Wir wollen es kurz machen; nach mehr als 2 Stunden, welche der Politiker der Sache geopfert hat, schütteln wir Hände, im Vertrauen, zumindest einen wichtigen Schritt gegangen zu sein – indem wir ihm davon überzeugten, dass man es hier mit Lebewesen zu tun hat, nicht mit Materie, über deren weiterverbleib man so einfach urteilen können; und, vielleicht noch wichtiger, darüber, dass der Westen mit Argusaugen die Vorgänge in Rumänien beobachtet. Sein Vorschlag, ob umsetzbar oder nicht wird sich weisen: er meint, es gäbe in der Stadt rund 250 bis 300 aggressive Hunde, jene, welche für die jetzige Situation als hauptverantwortlich zeichnen. Würde man diese einfangen und in ein eigens für sie errichtetes Tierasyl bringen, mit dem Rest der Hunde würden die Menschen kooperieren können; danach könnte man ein ehrgeiziges Kastrationsprogramme starten, bis sich die Problematik von ganz allen entschärft. Von uns möchte er, dass wir diesen Vorschlag umsetzen. Die Stadt würde vielleicht sogar ein Gebäude zur Verfügung stellen, beim jetzigen Tierheim (wo Craiova ca. 1000 Hunde im Jahr auf Stadtkosten kastriert); allerdings, wie man das mit der Betreuung so vieler potentiell gefährlicher Hunde machen könnte, dass muss erst überdacht werden! Jedenfalls tut es gut, dass die Verantwortlichen nicht blind den Ruf des Todes folgen, sondern ganz offen für Gespräche sind! ![]() Im Bild erkennt man den beginnenden Polizeieinsatz und nur etwas mit Mühe konnten wir einer Nacht in einem rumänischen Gefängnis entgehen. Dennoch, der Protest war jede Mühe wert, wurde doch zeitgleich die Straßentierproblematik im Parlament besprochen! ![]() ![]() ![]()
Im kleinen Predeal, inmitten einer majestätischen Bergwelt, hat uns Silvia um Hilfe gebeten. Sie beherbergt ebenfalls ca. 60 Hunde in ihrem Einfamilienhaus, zudem ist sie die einzige Person im 3000-Einwohner-Ort, welche sich um die gut 200 – 300 Straßenhunde kümmert. Wir bringen Hundefutter für die nächsten Wochen und hören die traurige Geschichte; auch hier setzen die Verantwortlichen auf Tötungskampagnen, regelmäßig werden Straßentiere vergiftet, oder in große Fahrzeuge gezerrt und mitten in den umliegenden Wäldern der Karpaten ausgesetzt – hoffnungslos verloren, sind diese Hunde doch noch immer viel mehr Haustiere, nicht überlebensfähig in einer Wildnis wo Wolf und Bär noch in größeren Populationen existieren. Manchmal, so sagt Silvia, werden sie auch ganz einfach in einen Güterzug-Wagon geworfen, die Lock windet sich mit einem Murren der Motoren durch die Serpentinen, und mitten im Nirgendwo wirft man die Armen aus dem fahrenden Zug… Silvia und ihr Mann versinnbildlichen in Predeal die letzte Festung der Menschlichkeit; wären sie nicht an diesem Ort, die Hunde hätten ihre letzten Fürsprecher verloren. Und sie sind Angriffen ausgesetzt, täglich, Nachbarn beschweren sich ob des unvermeidbaren Gebelles, von Gift und Totschlag wird gemunkelt. Die Festung bröckelt, das Mauerwerk lose, ausgehöhlt von Verleumdungen, von Hundehass, Stein um Stein fällt… Silvias Schützlinge, zumindest ein Teil davon! Erwin im Zentrum deren Interesses! ![]() ![]() Ich möchte an dieser Stelle eine Tatsache festgehalten wissen, eine Tatsache, so unumstößlich und wahr wie das Leben selbst; während des Gespräches mit der Behörde, drei Vertreter der Stadt sowie Silvia, Erwin von Sternehof und RespekTiere, werde ich nicht müde Silvia zu beobachten. Voller Stolz hänge ich an ihren Lippen, wie sie kämpft, zwar angeschlagen durch die vielen Attacken von BehördenvertreterInnen und Nachbarn gleichermaßen, verwundet, aber vielleicht genau deshalb umso präziser, unnachgiebiger. Eine Mutter, welche ihren Nachwuchs behütet, keinen Deut nachgebend, fixiert auf das Geschehen, mit steifen Nackenhaaren. Ihre Hände erzählen Geschichten, und obwohl wir ihren Worten nicht folgen können, wissen wir allein aufgrund der Gestik was sie spricht. Gäbe es diese Frauen nicht, Bollwerke, uneinnehmbare Festungen, Kriegerinnen, wo wären wir? Wo wären wir in der Geschichte der Welt, im Tierschutz? Sie sind es, die unsere Fahnen hochhalten, denn während wir Männer uns oft längst verschämt zurückziehen, nicht weiter anecken wollen, dem Druck der Öffentlichkeit Tribut zollend, macht sie der Widerstand noch stärker. Wie viele Tote würde es mehr geben, wären sie nicht genau an jenen Plätzen wo sie wirken? Wie weit wären unser zivilisatorische Fortschritt, unsere Ethik, unsere Philosophie, wären da nicht diese Frauen, so oft im Hintergrund, die nicht nur unsere Kinder, sondern auch die echten menschlichen Werte einfach nur in ihrem Tun gebären? Ohne sie wäre dieser Welt ein schlechterer Platz zum Leben, ohne jede Frage. Und noch eins: ich glaube ganz fest daran: überall dort, wo Mitgeschöpfen ganz besonders grausam zugesetzt wird, überall dorthin hat Gott eine jener Frauen hingesendet, welche uns daran erinnern, dass ‚Mensch‘ – als vielzitierte Krone der Schöpfung, die Spitze der Pyramide, die er in Wahrheit nie erklommen, die er nie gewesen, aber andererseits ganz sicher Genesis tiefsten Fall darstellt – Verantwortung gegenüber seinen Mitlebewesen hat! Mit tiefer Verneigung schreibe ich diese Zeilen, und ich würde mir vom Herzen wünschen, wir Männer könnten denselben Mut aufbringen, die selbe Kraft – geschähe das, wir würden der Erlösung einen, gewaltigen, Schritt näher treten! Wir hatten Silvia gesagt, dass wir am Weg zurück nach Craiova noch einer Aufgabe nachkommen würden – wir mochten Frau Ute Langenkamp, ihres Zeichens eine lebende Legende, Lichtgestalt des Tierschutzes, in ihrem Tierheim – dem offiziell größten der Welt – besuchen. Ob wir eine Mutterhündin mit ihren Babys dorthin bringen könnten, werden wir gefragt; natürlich! So finden wir uns im Gelände einer Nervenheilanstalt wieder; dort hatte Silvia die Arme entdeckt, im Wissen, dass Hunden in diesem Umfeld nur der sichere Tod erwartet… Kranke Menschen bevölkern den parkähnlichen Vorgarten der Anstalt, verwilderte Gewächse stellen sich uns in den Weg. Die Mutterhündin – unauffindbar! Dafür erblicken wir einige andere Welpen, Hunde, wohin das Auge blickt. In diesem Augenblick aber läuft die gesuchte Hündin aus freien Stücken auf Silvia zu und, ich schwöre bei allem was mir heilig ist, drängt sie, mit ihr zu kommen. Wir laufen hinterher, quer über ein Feld, einen Bachlauf entlang, moorige Wiesen; und dann ein Container, verrostetes Material stemmt sich mit letzter Kraft den Elementen entgegen. Im Inneren finden wir sie, vier noch blinde Welpen. Wie wenn die Mutterhündin gewusst hätte, das ist wohl die letzte Chance für ihren Nachwuchs, hat sie uns an diesen Ort gebracht! Sie wehrt sich dann auch kein bisschen als wir die Kleinen aufnehmen, und selbst scheint sie geradezu entspannt als wir sie zu unserem Fahrzeug tragen. Ich sehe die Tränen in Silvias Gesicht, Tränen der Freude, der Barmherzigkeit. Und dann kommt noch eine Frau hinzu; sie liebt Tiere, sagt uns Silvia – und sie hätte nicht auf diese Tatsache aufmerksam machen müssen, jede Handbewegung beweist es. Mittagessen hat sie mitgebracht, für die vielen Hunde der Umgebung, fein säuberlich in einzelnen Plastikgefäßen, auf ihrem täglichen Weg der Fütterung. Schon in nächster Minute, als sie erfährt, wir bringen die Tier ein Sicherheit, kommt sie mit vier weiteren Junghunden und bittet um deren Mitnahme; ein kurzer Anruf bei Frau Langenkamp – und Minuten danach befinden wir uns am Weg zur fast mystisch umwobenen Smeura, der Heimat von 4 000 (!!!!) ehemaligen Straßenhunden und Ute Langenkamps Organisation Tierhilfe Hoffnung! Um es kurz zu machen: wir erreichen Ute Langenkamp’s Asyl (www.tierhilfe-hoffnung.de) erst bei Einbruch der Nacht, zu spät, um uns die imposante Heimstätte so vieler Hunde noch anzusehen. Was aber festgehalten werden muss: Frau Langenkamp ist selbst anwesend, nimmt die mitgebrachte Futtermenge vom Herzen gerne entgegen. Wir schütteln Hände und sind im selben Augenblick verzaubert von einem Menschen, der sich uns in Einfachheit und Anmut präsentiert, einem Menschen, der Geschichte geschrieben hat, ganz ähnlich der wunderbaren Frau Bruckner in Serbien oder der ebenso großartigen Frau Selzle in Italien, eine Zeitgenossin, welche einst im selben Atemzug wie Mutter Theresa oder Mahatma Gandhi genannt werden wird. Eigentlich wollten wir unseren Weg schnell fortsetzen, unendlich müde am Ende eines langen Arbeitstages und noch mehr als 2 Stu8nden Heimfahrt durch unwirtliches Land vor uns, doch nimmt uns die Präsenz einer derartigen Persönlichkeit völlig gefangen. So finden wir uns wieder, in der Küche von Frau Langenkamp, eine herrlich kräftige Gemüsesuppe wärmt unser Innerstes genauso wie die von Sanftheit und unendlichen Mut geprägten Erzählungen der Gastgeberin. Während wir uns dem Lauschen hingeben, fängt sich ein Mäuschen in einer der Lebenfallen inmitten des Kochbereiches, eine unausweichliche Folge dieses Lebensstiles, die Nager mindestens ebenso zahlreich wie die geretteten Hunde. Es ist faszinierend und aufwühlend zugleich, ein Dasein in Einfachheit, völlig aufgehend in der Aufgabe, welche so überwältigend sein muss, dass die erdrückende Verpflichtung ‚normalen‘ Menschen jede Sekunde den Boden unter den Füßen entziehen würde – Verantwortung über so viele hilflose Wesen, dazu 80 (!!!) Angestellte, für deren Einkommen ebenfalls gesorgt werden muss – Tatsachen, welche anderen Menschen wohl jede Nacht auf ein Neues den Schlaf rauben würden. auch in die Smeura konnten wir jede Menge an Hundefutter mitbringen es ist uns eine große Ehre: Frau Ute Langenkamp Frau Langenkamp ist völlig relaxed, spürbares Gottvertrauen versprühend, Optimismus und Lebensfreude. Wir werden wiederkommen, ein festes Versprechen, und uns dann viel Zeit nehmen um diese engelshafte Frau näher kennen zu lernen. Tag der Abreise; viele Hundeseelen werden heute mit uns kommen, ein neues Leben antreten in der Fremde, im Land wo für Hunde meinst noch immer sprichwörtlich Milch und Honig fließen. Für alle jene haben sich Plätze gefunden, ein paar fixe, für andere ein Zwischenzuhause im so wunderbaren Tierheim Pürten bei Waldkraibug (www.tierhiem-waldkraiburg.de) – wir werden nicht müde, uns vor der Tierheimleitung zu verbeugen in tiefer Demut, weil diese Menschen immer wieder alles daran setzen, um nur ja möglichst vielen Hunden eine neue, diesmal endgültige Chance auf eine glückliche Zukunft zu bieten. Und in Anbetracht der Situation auf des Messers Schneide, wie sie sich im Moment in Rumänien präsentiert, sind wir vom Herzen froh so viele Individuum mit uns nehmen zu dürfen – auch wenn das Wissen einer anstrengenden, langen Fahrt schwer auf unseren Schultern lastet, eine Verantwortung über diese Hunde, welche die Luft zum Atmen beim Betrachten des vollbeladenen Busses von einem Augenblick zum nächsten plötzlich zäh wie Brei erschienen lässt – wird alles gut gehen? Was wenn wir in einen Unfall geraten? Wenn das Auto zusammenbricht? unser unentbehrlicher Mitstreiter Nico und Erwin mit geretteten Hundewesen, bereit für den Transport nach Westeuropa! So weit, so gut – alles lief dann hervorragend, und nach einer weiteren weltreise-anmutenden Fahrt erreichten wir Österreich und Germanien wohlbehalten. Für all die mitgebrachten Hunde eröffnet sich nun eine neue Welt, für die zurückgeblieben werden wir zu kämpfen wissen – mit Ihnen gemeinsam, bis zum letzten Atemzug unseres Daseins; so viel sei versprochen! warum wir all diese Dinge tun? Sehen sie diese Kätzchen, hilflos ausgesetzt – sie brauchen uns, uns alle! Nur mit Ihrer Hilfe können wir helfen… Streunerhunde überall; hier am Parkplatz bei einem Metro, wo wir einen Hummerrecherche machten! sie sind hungrig – lasst uns deren Hunger stillen! Schlafensplätzchen finden sich überall – ob im Betonspalt an der Tankstelle oder im Blumenbeet in der Stadt Sie sehen, es hat sich viel getan in dieser nur einen Woche im Karpatenland. Und diese Aufzählung ist bei weitem nicht eine vollständige; so sind wir dabei ein völlig neues Projekt aufzubauen, gemeinsam mit dem wunderbaren Sternenhof, und wir besuchten das uns als ärmstes Dorf Rumäniens angekündigte Marca, wo wir einen Einblick erhielten wie unfassbar ärmlich Menschen selbst im 3. Jahrtausend noch leben müssen – und sie wissen: wo Menschen leiden, da leiden Tiere umso mehr. Zudem besuchten wir einen Tiermarkt und schafften eine Recherche in einem Rinderbetrieb, wo es rund 700 Kühe und Kälber gibt und wo rund 10 000 Liter Milch tagtäglich auf brutale Art und Weise ‚gewonnen‘ werden. All diese Ereignisse und noch mehr werden wir kürzlich in einem eigenen Newsletter behandeln! |